Währungspaar XAU/USD: die digitale Form von Gold
Gold wird am häufigsten als Währungspaar XAU/USD gehandelt, wobei XAU eine Feinunze Gold gegenüber dem US‑Dollar abbildet. Dieses Paar ist der Standard für den Goldhandel am Forex-Markt und ermöglicht es, auf den Wert von Gold gegenüber der wichtigsten Reservewährung zu spekulieren. Außerdem lässt sich Gold über ETFs oder über Aktien von Minen- und Verarbeitungsunternehmen handeln (siehe Vergleich im verlinkten Beitrag). Auch wenn dieser Rohstoff als Wertspeicher gilt, birgt der Handel mit Gold Risiken.
Warum der Zeitpunkt Ihres Goldhandels zählt
Der Schlüssel zu erfolgreichem Goldhandel ist zu wissen, wann die Liquidität und die gehandelten Volumina am höchsten sind. Höhere Volumina bringen in der Regel:
- Engere Spreads – Geringere Kosten für Ein- und Ausstieg.
- Bessere Ausführung – Weniger Slippage bei Orderausführung.
- Effizienteren Markt – Preise spiegeln die Marktstimmung genauer wider.
- Höhere Volatilität
Globale Handelszeiten und Gold Börse Öffnungszeiten
Der Forexmarkt läuft in vier großen Handelssitzungen, die sich um wichtige Finanzzentren gruppieren:
Zeitplan der Handelssitzungen
Handelssitzung | Ortszeit | Berlin Winter (CET) | Berlin Sommer (CEST) | GMT/UTC |
---|---|---|---|---|
Sydney | 8:00 – 17:00 | 22:00 – 7:00 | 23:00 – 8:00 | 21:00 – 6:00 |
Tokyo | 9:00 – 18:00 | 1:00 – 10:00 | 2:00 – 11:00 | 0:00 – 9:00 |
London | 8:00 – 17:00 | 8:00 – 17:00 | 9:00 – 18:00 | 7:00 – 16:00 |
New York | 8:00 – 17:00 | 14:00 – 23:00 | 15:00 – 0:00 | 13:00 – 22:00 |
Wichtiger Hinweis: Der Zeitunterschied variiert je nach Saison um eine Stunde – Winter- und Sommerzeit.
Die goldene Stunde beim Goldhandel
Die interessanteste Phase für den Goldhandel liegt im Überschneidungsfenster London–New York von 13:00 bis 16:00 GMT (14:00–17:00 Berliner Zeit im Winter, 15:00–18:00 im Sommer). Dieses dreistündige Fenster verbindet zwei Finanzzentren:
Warum diese Überschneidung besonders ist
- Maximale Liquidität: Europäische Händler sind noch aktiv, nordamerikanische kommen hinzu.
- Institutionelle Aktivität: Große Banken und Finanzinstitute tätigen bedeutende Goldtransaktionen.
- Makrodaten: Wichtige Wirtschaftsdaten aus den USA und Europa erscheinen häufig in diesem Zeitraum.
- Anstieg der Volatilität: Kursbewegungen sind oft ausgeprägter und besser handelbar.
Viele Profis konzentrieren ihren Goldhandel rund um 15:00–23:00 GMT+3, was eng mit dieser volumenstarken Phase zusammenfällt.
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Ausführlicher Überblick nach Sitzungen
Asiatische Sitzung (Sydney/Tokio): der Markt erwacht
Die asiatische Sitzung eröffnet den globalen Handelstag mit eher moderater, aber strategisch wichtiger Aktivität. Obwohl die Volumina meist niedriger sind, lohnt sich der Blick. Besonders interessant sind:
Eröffnung in Sydney (22:00 Berliner Zeit): Gibt oft den Ton für die Woche vor, vor allem am Sonntagabend, wenn die Märkte auf Nachrichten vom Wochenende reagieren. Australische Daten, insbesondere zu Rohstoffen und Bergbau, können frühe Volatilitätsspitzen auslösen.
Tokio-Stunden: Die Aktivität japanischer Institute tritt stärker hervor und die Haltung der Bank of Japan kann den Goldpreis deutlich beeinflussen. Die Sitzung wird zudem beeinflusst durch:
- Chinesische Makrodaten (PMI im verarbeitenden Gewerbe, Inflation)
- Geopolitische Spannungen in Asien und im Pazifik
- Carry Trades zwischen JPY und USD
- Frühe Reaktionen auf nächtliche Bewegungen der US‑Futures
Zentraler Punkt: Interventionen asiatischer Zentralbanken und Währungsabwertungen führen häufig zu Goldkäufen – ein wichtiges Zeitfenster für Makro-Händler.
Europäische Sitzung (London): der Taktgeber kommt
London ist seit Langem das größte Zentrum für den Goldhandel und steht für rund 40 % des globalen Volumens. Diese Sitzung bringt institutionelle Tiefe und Tradition:
Einfluss der EZB: Entscheidungen der Geldpolitik können deutliche Goldbewegungen auslösen. Bei niedrigen oder negativen Zinsen ist Gold attraktiver, da es keinen negativen Nominalertrag wie manche europäische Anleihen aufweist.
Marktdynamik:
- Große europäische Banken und Fonds eröffnen und schließen bedeutende Positionen.
- Energiepreise (Öl, Gas) in Europa beeinflussen Inflationserwartungen und Goldnachfrage.
- Aktivitäten der Schweizerischen Nationalbank können eine Rolle spielen, auch wegen historischer Goldreserven.
Praxis-Tipp: Beobachten Sie das Opening-Gap um 8:00 GMT, das häufig die Richtung für die gesamte europäische Sitzung vorgibt.
Nordamerika (New York): hier kulminiert die Volatilität
Die New Yorker Sitzung macht den Goldhandel dynamisch und läuft grob von 13:00 bis 22:00 GMT. Hier spielt die Musik:
Einfluss der Fed auf Gold: Der Einfluss der Fed ist zentral. Jede FOMC-Sitzung, Reden von Mitgliedern oder Hinweise auf Politikänderungen wirken sich unmittelbar auf die Preise aus. Wichtige Zusammenhänge sind:
- Inverser Zusammenhang zu realen Zinssätzen.
- Beziehung zur Stärke/Schwäche des US‑Dollars.
- Veränderungen der Inflationserwartungen.
- Ankündigungen zu Quantitative Easing.
US‑Makrodaten: In dieser Sitzung erscheinen die weltweit einflussreichsten Indikatoren:
- Non-Farm Payrolls (erster Freitag im Monat) – oft Bewegungen von 1–2 % bei Gold.
- Verbraucherpreise (CPI) – beeinflussen Inflationserwartungen direkt.
- BIP – prägt die Erwartungen an die Fed-Politik.
- Verbrauchervertrauen und Einzelhandelsumsätze.
Muster institutionellen Handels:
- 14:00–16:00 GMT: Aktivitätsspitze, da europäische und US‑Händler gleichzeitig aktiv sind.
- Schluss der US‑Märkte (21:00 GMT): Häufige Gewinnmitnahmen und Positionsanpassungen.
- Optionen-Verfallstage: Ungewöhnliche Volatilitätsmuster durch das Auflösen großer Optionspositionen.
Geopolitische Reaktionen: Die US‑Handelszeiten fallen oft mit wichtigen Ankündigungen, Präsidentenreden und Reaktionen auf internationale Krisen zusammen – Gold ist dann besonders nachrichtenempfindlich.
Deutlich höheres Volumen: Bei wichtigen Fed-Ankündigungen kann das Goldhandelsvolumen um 300–500 % gegenüber normalen Sitzungen ansteigen – für vorbereitete Händler ergeben sich besondere Chancen.
Wöchentliche Muster: die besten Tage für den Goldhandel
Der Mittwoch bietet üblicherweise die besten Gelegenheiten dank hoher Liquidität, gut sind auch Dienstage und Donnerstage. Dagegen ist am Montag und am Freitag nachmittags erhöhte Vorsicht aufgrund geringerer Liquidität und weniger vorhersehbarer Volatilität sinnvoll.
Strategische Überlegungen für den Handel
Für europäische Händler (Zeitzone Berlin)
Hauptzeitfenster: 15:00–18:00 (Sommer) / 14:00–17:00 (Winter)
Dies ist Ihr sprichwörtliches „goldenes Fenster“. Hier trifft das Ende des Londoner Tages auf den Start in New York. Die Kombination bringt:
- Schmalere Spreads: Oft bis zu 50 % enger als außerhalb der Spitzenzeit.
- Ausführungsqualität: Minimale Slippage auch bei größeren Volumina.
- Nachrichtenempfindlichkeit: Maximale Reaktion auf frische Makrodaten.
- Klarere Trends: Londoner Trends beschleunigen sich im Überschneidungsfenster häufig.
Sekundäre Chancen: 9:00–12:00 (Sommer) / 8:00–11:00 (Winter)
Der Londoner Vormittag eignet sich für alle, die ruhigere und besser vorhersehbare Price Action bevorzugen:
- Europäische Daten: Deutsches ifo, PMI der Eurozone und Kommunikation der EZB.
- Technischer Handel: Klarere Muster ohne Einfluss der US‑Volatilität.
- Positionsaufbau: Geeignet für schrittweises Aufstocken vor dem Start in New York.
Zeiten, die Sie eher meiden sollten:
- Später Freitagnachmittag (nach 16:00 Berliner Zeit): Die Liquidität nimmt ab, Institutionen schließen Positionen vor dem Wochenende. Spreads weiten sich deutlich, teils auf das Doppelte.
- Sonntagabend zur Eröffnung (22:00–23:00 Berliner Zeit): Wochenend-Gap-Risiko führt zu unvorhersehbaren Sprüngen. Besser auf Beruhigung nach Mitternacht warten.
- Europäische Feiertage: Wenn Frankfurt und London geschlossen sind, während andere Märkte geöffnet haben, treffen europäische Händler auf schlechtere Spreads und geringere Markteffizienz.
Marktbewegende Ereignisse: der Kalender für Goldhändler
Der Goldpreis reagiert empfindlich auf eine spezifische Hierarchie von Ereignissen. Das Verständnis ihrer relativen Wirkung kann über den Handelserfolg entscheiden. Die genannten Beispiele sind keine Anlageempfehlung.
Stufe 1: Maximale Wirkung (rechnen Sie mit 2–5 % Goldbewegung)
Ankündigungen der US‑Notenbank (Fed)
- FOMC‑Zinsentscheidungen: Alle 6–8 Wochen, häufig starke Volatilität.
- Reden des Fed‑Vorsitzenden: Allein die Worte von Jerome Powell können Gold um 30–50 USD je Unze bewegen.
- Sitzungsprotokolle: Mitunter wichtiger als der Zinsentscheid selbst.
- Jackson‑Hole‑Symposium (August): Löst traditionell bedeutende Trends im Gold aus.
- Kernaussage: Gold bewegt sich invers zu realen Zinsen – signalisiert die Fed Senkungen, steigt Gold oft.
Inflationsdaten
- US‑CPI (Verbraucherpreise): Monatlich, meist am zweiten Dienstag.
- Kern‑PCE (bevorzugtes Inflationsmaß der Fed): Vom Retail oft unterschätzt, für Institutionen zentral.
- Europäischer HICP: Abweichungen zur US‑Inflation können deutliche Bewegungen auslösen.
- Historisches Muster: Überschreitet die Inflation 3 % bei niedrigen Zinsen, startet Gold häufig in einen anhaltenden Bullenmarkt.
Stufe 2: Hohe Wirkung (rechnen Sie mit 1–3 % Goldbewegung)
Geopolitische Spannungen
- Militärische Konflikte: Der Safe‑Haven‑Status von Gold tritt am stärksten hervor.
- Handelskonflikte: Spannungen USA–China erhöhen historisch die Goldnachfrage.
- Wahlunsicherheit: Strittige Ergebnisse oder unklare Politiken treiben Anleger in Gold.
- Währungskrisen: Bei drohenden Abwertungen großer Währungen dient Gold als universeller Wertspeicher.
- Beispiel: In der Krise 2008 fiel Gold zunächst mit Risikoassets, stieg dann um rund 40 % durch Flucht in Sicherheit.
Indikatoren für Stärke/Schwäche des US‑Dollars
- Bewegungen im DXY (Dollar Index): Generell inverse Korrelation zu Gold (typisch −0,7 bis −0,8).
- Renditen von US‑Treasuries: Zehnjährige Renditen über 3 % üben historisch Druck auf Gold aus.
- Handelsbilanz: Große Defizite können den Dollar schwächen und Gold stützen.
- Drohen von Interventionen/Manipulationsvorwürfe: Bei schärferer US‑Rhetorik profitiert Gold häufig.
Stufe 3: Mittlere Wirkung (rechnen Sie mit 0,5–2 % Goldbewegung)
Entscheidungen weiterer Zentralbanken
- Europäische Zentralbank: Negative Zinsen waren historisch stützend für Gold.
- Bank of Japan: Änderungen der Zinskurvenkontrolle beeinflussen globale Goldflüsse.
- Schweizerische Nationalbank: Überraschungen können wegen der Reserven deutliche Bewegungen auslösen.
- Zentralbanken der Schwellenländer: Zählen in Summe zu bedeutenden Goldkäufern – ihre Schritte sind wichtig.
Weitere goldspezifische Katalysatoren:
- COMEX‑Bestände: Wöchentliche Daten zur Verfügbarkeit physischen Goldes.
- ETF‑Zuflüsse/Abflüsse: Ströme in GLD und IAU zeigen den institutionellen Sentiment.
- Förderdaten: Ausfälle in großen Minen können Preise beeinflussen.
- Schmucknachfrage: Wichtig insbesondere zu indischen Hochzeiten und zum chinesischen Neujahr.
Praxis-Tipp: Richten Sie Alarme für alle Ereignisse der Stufe 1 ein und handeln Sie währenddessen mit kleineren Positionsgrößen. Volatilität kann Verbündeter und Gegner zugleich sein – Vorbereitung entscheidet.
Fazit
Auch wenn Gold nahezu 24/5 handelbar ist, hängt der Erfolg davon ab, ob Sie wissen, wann der Markt die besten Bedingungen für Ihre Strategie bietet. Die Überschneidung von London und New York bringt höchste Liquidität, die engsten Spreads und die stärkste Volatilität – die „goldene Stunde“ für ernsthaften Handel.
Beachten Sie, dass sich Bedingungen schnell ändern können. Was in ruhigen Phasen funktioniert, muss während stark beachteter Veröffentlichungen oder in Zeiten erhöhter Spannungen nicht gelten. Kombinieren Sie Timing stets mit konsequentem Risikomanagement und verfolgen Sie die globale Konjunktur, die den Goldpreis beeinflussen kann.